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Kostenpflichtige Behandlungen oft ohne Nutzen

Individuelle Gesundheitsleistungen sind nicht immer sinnvoll oder können sogar Schaden anrichten, zeigt eine Analyse des IGeL-Monitors.

Ärztin hält den Arm eines Patienten und betrachtet diesen.
Patienten sollten sich informieren und nicht ohne Weiteres zustimmen, wenn kostenpflichtige Leistungen angeboten werden. Foto: Doodeez / Adobe Stock

Für medizinisch notwendige Behandlungen kommt die Krankenkasse auf, für darüber hinausgehende Eingriffe müssen Patient*innen aus eigener Tasche bezahlen. Insgesamt 2,4 Milliarden Euro geben Versicherte jährlich für solche „Individuellen Gesundheitsleistungen“ (IGeL) aus – oft ohne konkreten Nutzen, wie eine Untersuchung des IGeL-Monitors nahelegt. 

Am häufigsten werden kostenpflichtige Leistungen in den Bereichen Augenheilkunde, Gynäkologie und Orthopädie erbracht.

Nur 3 von 60 Leistungen positiv bewertet

Besonders kritisch schätzt der IGeL-Monitor in seiner aktuellen Untersuchung mit dem Schwerpunkt Orthopädie die Injektion von Hyaluronsäure bei Knie- und Hüftarthrosen ein: Das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen wie Gelenkentzündungen oder Herzbeschwerden überwiege den minimalen, klinisch unbedeutenden Nutzen. Auch die Stoßwellentherapie bei Kalkschulter und Tennisarm wurde wegen unzureichender und widersprüchlicher Studienlage mit „unklar“ bewertet.

Insgesamt hat der IGeL-Monitor bisher 60 Leistungen untersucht: 31 wurden negativ oder tendenziell negativ, 26 als unklar und nur 3 tendenziell positiv bewertet – keine erhielt eine positive Bewertung. Der Medizinische Dienst, der den IGeL-Monitor betreibt, fordert daher eine bessere Aufklärung in Praxen und spricht sich dafür aus, IGeL nicht am Tag des Angebots zu erbringen.

SoVD: Politik muss für mehr Transparenz sorgen

Auch der SoVD mahnt, angebotene Selbstzahlerleistungen mit Vorsicht zu betrachten. Gegenüber der Augsburger Allgemeinen Presse betont die SoVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier: „Das Geschäftsmodell der Selbstzahlerleistungen besteht aus unserer Sicht aus drei Elementen: Ängste schüren, damit emotionalen Druck aufbauen und diesen dann durch künstlich aufgebauten Zeitdruck verstärken. Das muss aufhören – die Politik muss diesem Verfahren einen Riegel vorschieben und hier für mehr Transparenz sorgen. Der SoVD setzt sich daher mit Nachdruck für die Stärkung und Weiterentwicklung der Patientenrechte in Deutschland ein.“